Das Interview bei Kabelkanal 11 in der Sendung Topspin in Bremen
Horst Friederich im Gespräch mit Burkhard Hünniger
(Bremen im August 1999)
B.H.: Wir haben heute einen profunden Kenner der Materie. Dieser Mann hat es sich auf die Fahne geschrieben, die Allgemeinheit über die Historie des Tischtennis aufzuklären. Was ist eigentlich Pingpong? Ihr Buch liegt vor uns. Was war der Anstoß, um so etwas auf den Markt zu bringen - "Ping-Pong. Das Tischtennisspiel um die Jahrhundertwende."?
H.F.: Der Anlass hierfür war erst einmal rein praktisch. Ich
musste damals meine Diplom-Arbeit in Sport schreiben.
Ich habe mir damals verschiedene Lexika ausgeliehen, um zu erkunden, was es zur Geschichte des Tischtennis gibt.
Da gab es ein Sport-Lexikon aus Ostdeutschland, in dem behauptet wurde, Tischtennis kommt aus Japan. Im British Encyclopedia of Sports stand wider rum drin,
dass es aus England kommt. Daraufhin war ich ziemlich überrascht, dass es diese unterschiedliche Aussagen gibt. Ich selbst
wusste es natürlich auch nicht genau und da habe ich mir gesagt, dass ist aber interessant.
B.H.: Ich selber muss sagen, bis heute wusste ich auch nicht, wie es denn nun genau entstanden ist. Nun, bis heute sind ja (bzgl. der Veröffentlichung) 10 Jahre ins Land gegangen.
Wissen denn mittlerweile auch die Topspieler, wo ihr Spiel letztendlich entstanden ist.
H.F.: Da ist schon einiges passiert. Ich habe damals eine Umfrage bei den 1. bundesweiten Tischtennis Meisterschaften der Bundeswehr gemacht, da konnten die Teilnehmer folgendes ankreuzen:
Nun, ich hatte damals die Bundeswehrmeisterschaften organisiert und man konnte damals immerhin einen Farbfernseher gewinnen, wenn man das richtige ankreuzt.
70% der Spieler haben das falsche Kästchen angekreuzt.
Heutzutage ist es so, dass z.B. bei den Info-Broschüren zu den Tischtennis Mini Meisterschaften sogar schon die Eltern der teilnehmenden Kinder informiert werden, wie das Spiel entstanden ist.
Diese Aktion geht auch mit aus meinem Buch hervor und ich denke, die Aufklärung ist jetzt besser.
B.H.: Natürlich müssen Sie dem Zuschauer jetzt sagen, wo es denn nun wirklich herkommt.
H.F.: Das Spiel kommt, wie die meisten Sportarten aus England. Als England noch Supermacht war, gab es Leute, die sehr viel Beschäftigung für ihre Freizeit brauchten. Und so ist es aus dem Lawn-Tennis hervorgegangen.
B.H.: Ist der Name Pingpong eigentlich ein Synonym dafür, dass ein en gros der Zuschauer denkt, es kommt aus dem asiatischen Raum?
H.F.: Der Gedanke ist gar nicht so weit hergeholt, weil es den Namen Ping tatsächlich im Chinesischen gibt. Schließlich hat eine chinesische Sportkommilitonin namens Ping mir einiges aus dem Chinesischen übersetzt.
Der Name Pingpong kommt aber nicht aus dem Chinesischen sondern ist ein lautmalerischer Name. Die Schläger waren damals mit Pergament bespannt. D.h. sie waren hohlförmig gestaltet, ähnlich wie bei einem Banjo. Wenn der Ball auf einen solchen Schläger tippte hat es halt´ "Pong" gemacht und wenn er auf den Tisch fiel "Ping". So ist der Name Ping-Pong entstanden.
B.H.: Wenn ein Spieler aus der Kreisliga, Bezirksliga, Bundesliga - wo auch immer - spielt, will er nichts vom Pingpong hören sondern vom Tischtennis. Wann fing man an vom Tischtennis zu reden?
H.F.: Es gab direkt zu Beginn des Sports Streit um diese beiden Namen. Die gab es schon um die Jahrhundertwende, weil eine englische Firma sich den Namen
"Ping-Pong" sofort hat "patentieren" lassen. Dieser Namensschutz ist heute Gott sei dank abgelaufen, so
dass wir uns problemlos über "Ping-Pong" unterhalten können.
Es gab damals die Ping Pong Association (P.P.A.) und die Table Tennis Association
(T.T.A.) und die haben sich nicht einig werden können. Natürlich wollte die P.P.A. den Namen Ping-Pong durchsetzen.
Diese Diskussion kam wieder in den Zwanziger Jahren hoch, denn in den Zwanziger Jahren sind die meisten Sportverbände gegründet worden.
B.H.: Also nach dem 1. Weltkrieg!
H.F.: Schließlich wurde die E.T.T.A (English Table Tennis Association) gegründet, denn der Name Ping-Pong wurde ein bisschen belächelt und das ist heute noch so.