Horst Friederich
DER ÜBUNGSLEITER
Arbeitshilfen für Übungsleiter in den Mitgliedsverbänden des Deutschen Sportbundes (DSB) Nr. 12/85 18. Jahrgang
Tischtennis: Sportspezifisches Konditionstraining (Teil 1I)
2. Kraft und Ausdauer
Kraft wir unterteilt in Maximalkraft, Schnellkraft und Kraftausdauer.
Die Maximalkraft spielt im Tischtennis eine untergeordnete Rolle, da die äußeren auftretenden Kräfte bzw. Widerstände relativ gering sind.
Schnellkraft ist neben der Kraftausdauer wichtige konditionelle Voraussetzung, da im Tischtennis die Erhöhung der Kontraktionsgeschwindigkeit im Vordergrund steht. Sie bedingt eine explosive und hochfrequente Bewegungsausführung und Muskelkontraktion.
Die Kraftausdauer äußert sich z.B. in der tiefen Grundhaltung (Ausgangsposition) des TT-Spielers (hier in statischer Form). Kombiniert mit der Schnelligkeitsausdauer äußert sie sich in der Fähigkeit, auch am Ende eines Tischtennisspiels noch Schmetterbälle mit maximalen Krafteinsatz und maximaler Geschwindigkeit mehrmals schlagen zu können (dynamische Form).
Der TT-Spieler muß also sowohl eine gute allgemeine aerobe Ausdauer besitzen, die er durch Waldläufe etc. trainieren kann, als auch eine gute anaerobe Ausdauer durch Sprints oder sonstige tischtennisspezifische Bewegungen erhalten, um seine Schnellkraftausdauer durchzustehen; denn je größer das maximale aerobe Fassungsvermögen, desto länger kann eine anaerobe dynamische Belastung durchgehalten werden. Schnelle Bewegungen sollen also auch unter schweren Bedingungen noch maximal ausgeführt werden können. Grundsätzlich ist zu beachten:
Mit der Veränderung des Kraftniveaus verändert sich auch die Technik.
Konditionelle Faktoren beeinflussen also die Technik. Deshalb soll Krafttraining nie längere Zeit ohne begleitendes Techniktraining durchgeführt werden.
Trainingsmethodische Konsequenzen:
Aus den vorherigen Ausführungen ergeben sich trainingsmethodische Konsequenzen für das tischtennisspezifische Konditionstraining. Grundsätzlich müssen eine genügende Erwärmung, Konzentration und vollständige Regeneration vorausgehen. Das Konditionstraining sollte immer am Anfang einer Trainingseinheit stehen und darf nie im ermüdeten Zustand durchgeführt werden, da sonst die Koordination beeinträchtigt wird und die Ausführungen mit maximaler Bewegungsgeschwindigkeit nicht möglich sind. Aus den gleichen Gründen sollen die Widerstände (z.B. Gewichtsschläger, Kurzhantel max. 2 kg) beim Tischtenniskonditionstraining relativ gering sein.
Übungsbeispiele zum Tischtennis-Krafttraining
Beim Schnellkraft- und Schnellkraftausdauertraining unterscheiden sich nur die Belastungsnormative, die Trainingsübungen sind gleich.
Die Techniken lassen sich in beliebiger Kombination von Annehmseite oder Übungsgerät zusammenstellen.
Annehmseite |
Tischtennis-Schlagtechniken |
Übungsgeräte |
Konter |
Gewicht |
|
Vorhand |
Schuß |
Deuserband (Gummizug) |
Rückhand |
Topspin |
ohne Zusatzgerät |
Beim Aufstellen eines Circuitplans muß man darauf achten, daß je nach Schlagart verschiedene Muskelpartien beansprucht werden.
Schultergürtel und Armmuskulatur: Zusammendrücken eines Softballes, Rückschwingen der Arme mit Gewichten, Liegestütz (mit 1x klatschen, hinter dem Rücken 1x klatschen, auf gestreckten Fingern, rücklings etc.), Klimmzüge, Übungen mit dem Handroller (an der Wand, im Liegstütz) etc.
Bauch- und Rückenmuskulatur: Schwebesitz, Klappmesser, Sit-ups, Rumpfaufrichten mit dem Medizinball, in Bauchlage Oberkörper und Beine heben, Hochbringen des Oberkörpers gegen fixierte Beine etc.
Hüft- und Beinmuskulatur: Hoch-Strecksprünge, Seilspringen, Kniebeugen, Kastensprünge, Grätschsprünge, schnelle Hürdensitzwechsel, Skippings gegen Widerstand etc.
Auch Laufübungen (mit kleinen Schritten) können in vielen verschiedenen Kombinationen durchgeführt werden.
Umgebung |
Richtung |
Übungsgerät |
Tisch |
vorwärts |
Gewicht |
Barriere, Pfosten |
rückwärts |
Deuserband (Gummizug) |
Treppe |
seitwärts |
ohne Zusatzgerät |
Das Circuittraining ist eine methodische Form des Konditionstrainings, wobei die verschiedenen konditionellen Fähigkeiten differenziert und gezielt verbessert werden können. Die Methoden sind das extensive (unvollständige Erholung) und das intensive (kurze intensive Belastung) Intervalltraining, welches für den Tischtennisspieler eine wettkampfnahe Form darstellt. Die Hauptmuskelgruppen sollen dabei abwechselnd belastet werden.
Maximalkraft |
Schnellkraft |
Kraftausdauer |
darf nicht durch die erhöhte Muskelspannung zu einer Gelenkigkeitseinschränkung führen. |
wird nach der allgemeinen Körperbildung zur Verbesserung der Kontraktionsgeschwindigkeit angewendet. |
ist wichtig für das Stehvermögen eines Tischtennisspielers. |
Belastungsnormative |
für das Circuittraining |
|
Reizintensität |
gering, ca. 20-40% der Maximalkraft |
|
Reizdauer |
6 - 12 Wiederholungen |
über 30 Wiederholungen |
Reizumfang |
ca. 8 Serien |
1 - 4 Serien |
Reizdichte |
Pause ca. 1 - 5 Min. (vollständig); Puls bei 80/Min. |
Pause ca. 30 - 60 Sek. (unvollständig bis lohnend); a. Puls 120 - 140/Min.; b. ca. 160/Min. |
Bewegungsnormative |
explosiv |
zügig/schnell |
Intervallmethoden |
Wiederholungsmethode, intensive Intervallmethode |
a. intensive Intervallmethode; b. extensive Intervallmethode |
Belastungsnormative |
für das Balleimertraining |
|
Reizdauer |
20 - 30 Bälle |
40 - 60 Bälle |
Reizumfang |
4 - 6 Serien |
2 - 3 Serien |